Der Ursprung der Familie verliert sich im Dunkel. Die Tradition spricht von einer Herkunft aus Strassburg, wie schon von Bucelin1 1678 erwähnt. Andere Quellen finden den Ursprung im Rheintal. Das erste Mitglied der Familie, welches in einer schriftlichen Quelle erwähnt wird, ist Ursula am Rin (+ vor 1466), erste Frau von Peter von Wellenberg2, Schlossherr in Pfungen. Das luzernische Beromünster wird ebenfalls im Zusammenhang mit der Familie genannt. Es finden sich dafür aber keine stichhaltigen Gründe. Sicher ist jedoch, dass mit dem Michelsamt 1547 ein reger Handel betrieben worden ist3. Von Vivis4 behauptet seinerseits, dass das Bürgerrecht für die Stadt Luzern 1518 lediglich erneuert worden sei. Die Familie müsse also schon vorher, wahrscheinlich anders geschrieben, in Luzern existiert haben. Entsprechende Nachweise fehlen aber. Tatsache ist, dass ab 1500 der Name an verschieden Orten auftaucht, ohne im Stammbaum am Rhyn erwähnt zu sein: Arnold am Rhyn5 „1513 in der Schlacht von Novara umgekommen“; Katherina am Rhyn6, Ehefrau vom Johannes Mohr (Rappenstein), +1536, Gründer des Luzerner Zweig Mohr; und Barbara7 am Rhyn, verehelicht mit Niklaus Schumacher +1599 in Luzern. 

Am 29. Mai 1518, Samstag vor Trinitatis, wurde der erste bekannte Vertreter des Geschlechts, Michel am Rin der Gerber, mit seinem Sohn Jost Bürger von Luzern (siehe Akte unten). Jost nahm 1553 im Grossen Rat und bereits 1563 im Kleinen Rat Einsitz. Sein Enkel Walthart eröffnete 1624 die Reihe der Schultheissen aus der Familie Amrhyn. Er wurde 1599 durch Herzog Karl Emanuel von Savoyen nobilitiert und zum Ritter des Ordens des Heiligen Mauritius und Lazarus geschlagen. Er ist zudem der Erbauer des Am Rhyn-Hauses in Luzern. Ihm folgten Joseph (1625-1692), Carl Anton (1660-1714) und Walter Ludwig Leonz (1716-1793). Auch nach dem Umsturz der alten Ordnung in der französischen Revolution blühte das Geschlecht weiter. Mit Josef Karl (1777-1848) stieg 1816 von neuem ein Amrhyn auf den Schultheissenstuhl. Als Tagsatzungspräsident leitete er zwischen 1819 und 1837 auch mehrmals die eidgenössischen Geschäfte. Der konservative Umsturz von 1841 in Luzern beendete die Laufbahn des alternden Schultheissen. Sein Sohn Josef Karl Franz (1800-1849) wurde 1825 eidgenössischer Staatsschreiber und 1830 eidgenössischer Kanzler. Als die Tagsatzung 1847 den Befehl zur gewaltsamen Auflösung des Sonderbunds gab, trat er am 4. November 1847 zurück, weil er aus Gewissensnot die von der Tagsatzung beschlossene Kriegserklärung nicht gegenzeichnen wollte. Damit war die politische Rolle der Familie Amrhyn beendet. Die Brüder von Kanzler J.K.F. Amrhyn und sein Sohn dienten zwar weiterhin dem Kanton und der Eidgenossenschaft als Soldaten und Beamte, aber Spitzenämter erreichte keiner mehr.

Während Generationen stellten die Amrhyn Offiziere für Savoyen, Mailand und Spanien. Ab 1707 standen Offiziere der Familie auch in französischem Sold. Als Kriegsleute traten Walthart (1569-1635), Josef (1589-1645), Carl Anton (1660-1714) und vor allem dessen Bruder Jost (1664-1713) und seine Nachkommen hervor. Nach dem Umsturz in Frankreich verlor der Solddienst als Einnahmequelle und als standesgemässe Beschäftigung seinen Einfluss. 1808 quittierte Ignaz Amrhyn (1779-1830) von der jüngeren Linie seine Offiziersstelle. Aber noch Walther Amrhyn (1832-1904), der Sohn des Kanzlers Josef Karl Franz, diente 1851-1854 für kurze Zeit im Königreich Sizilien-Neapel.

Nachgeborene Söhne und Töchter ergriffen oft den geistlichen Stand. Sieben Männer und zehn Frauen der Familie traten zwischen 1560 und 1800 in verschiedene Orden ein. Jesuit Beat (1632-1673) starb als Missionar auf der Reise nach China. Franz (1655-1731) war Provinzial des Jesuitenordens in den Oberen Deutschen Landen und sein Bruder Ignaz  (1662-1746), Propst in Beromünster, war Gründer des Familienfideikommiss 1722. Jesuit Franz Josef (1717-1795) musste als Rektor, wegen der Aufhebung des Jesuitenordens, das Kollegium in Luzern am 17.1.1774 dem Staat übergeben. Die Aufhebung wurde von seinem eigenen Bruder, Schultheiss Walter Ludwig, erlassen! Weiter sind die beiden Ordensfrauen Maria Ursula Ignatia, Schwester Maria Josepha Celestina (1731-1807) und Maria Cäcilia, Schwester Seraphina (1749-1813), Äbtissin in Eschenbach, zu erwähnen. Ab 1833 wandte sich niemand mehr dem geistlichen Beruf zu, bis zum Jahr 1974 mit Pfarrer Lukas (1947-2021).

Kopie aus Staatsarchiv Luzern, Bürgerbuch Bgb II, 10

Quellen
1 1678 Gabriel Bucelin, Germania topo-chrono-stemmato-graphica sacra et prophana S 227
2 1999 Christoph Heiermann, Die Gesellschaft "Zur Katz" in Konstanz S110
“Wann Peter Bürger von Konstanz wurde, ist nicht eindeutig festzustellen. Die Wellenbergchronik berichtet, er sei bereits mit seiner ersten Frau Ursula am Rin und ihrer gemeinsamen Tochter Regina nach Konstanz gezogen. Dies muss in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts geschehen sein. Die Chronik meldet im Anschluss daran, dass er im Jahr 1456 die Burg Pfungen von seinem Bruder Hans kaufte. Nach längerer Zeit als Witwer heiratete er 1466 Ursula Zwick ...
Staatsarchiv Luzern R. P. XVII; 269 und AKT 113/38
4 1905 Georg von Vivis, Wappen der ausgestorbenen Geschlechter Luzerns S65
5 1786 Hans Jacob Leu, Schweizerisches  Lexicon, Supplement, Seite 207
6 Viridarium nobilitatis Lucernensis Mohr
7 Viridarium nobilitatis Lucernensis Schumacher

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